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Bund_Passbild
Das Portrait-Foto für den Truppenausweis. Kurz darauf wurde ich zum Friseur geschickt...
Nach der Schule kommt bei vielen erst mal eine mehr oder weniger kleine Pause, um sich vom Stress der letzten 13 Jahre zu erholen, aber ich hatte beschlossen, gleich am 1. Juli 1999 zum Bund zu gehen und meinen Wehrdienst abzuleisten, die Pause, so dachte ich mir, kann ich auch noch hinterher machen.

Zum Glück kam ich nach Hardheim, das heißt, ich hatte nur knappe 45 Minuten zu fahren, und da noch ein ehemaliger Mitschüler von mir ebenfalls dorthin ging, konnten wir uns sogar mit dem Fahren abwechseln, woraus sich glücklicherweise ergab, dass ich nach der Grundausbildung, wo man die ganze Woche in der Kaserne bleiben muss, jeden Tag nach Dienstschluss heim fahren konnte und morgens um halb sieben wieder drin sein musste. An das daraus resultierende furchtbar frühe Aufstehen um 5 Uhr (Frühstück, Fahrzeit, ...) hatte ich mich schnell gewöhnt.

Am Anfang denkt wohl jeder täglich daran, dass er vielleicht viel lieber verweigert hätte, denn die Grundausbildung ist sehr 'gewöhnungsbedürftig'. Jemand, der kaum grösser oder älter, geschweige denn intelligenter ist als man selbst als Abiturient, steht vor einem ganzen Haufen Neuankömmlinge und brüllt. Man muss sich da wirklich manchmal bemühen, nicht lachen zu müssen. Das ist dann echt wie in so manchem Film.

Ich weiss nicht, wie es mir gegangen wäre, wenn ich nach der Grundausbildung nicht ins Büro gekommen wäre, sondern die folgenden 8 Monate mit Geländeübungen oder so was zugebracht hätte. Aber ich hatte Glück und konnte sogar am PC arbeiten. Die Arbeit hat mir trotz der 'antiken' 386er Rechner mit immerhin üppigen 200MB Festplatte sogar Spaß gemacht und auch die Leute, mit denen ich zusammen gearbeitet habe, waren wirklich total in Ordnung, aber acht Monate sind halt schon recht kurz. Auch die Tatsache, dass die Kameraden in einer Einheit alle aus völlig unterschiedlichen Gegenden Deutschlands kommen sorgt nicht unbedingt dafür, dass sich dauerhafte Freundschaften bilden. Dazu kommt, dass natürlich alle zwei Monate ein paar Leute die Kaserne verlassen und neue dazu kommen. Das heißt, aus acht gemeinsamen Monaten werden im Normalfall schon nur noch sechs, außer natürlich, es bleibt jemand länger als die vorgeschriebenen zehn Monate.

Wirklich nervig sind solche tollen Zusatzdienste wie Wache oder Telefonposten, die in Hardheim normalerweise zum Glück nur 24 Stunden dauern, vorausgesetzt, die Ablösung hat Lust, ihren Dienst pünktlich anzutreten. (In anderen Kasernen geht so ein Wachdienst 2 Wochen am Stück, immer mit einem Tag Pause, das ist mit Sicherheit härter.) Unter der Woche kann man bei einem solchen Dienst kaum schlafen, da, egal wie spät, immer irgend jemand kommt oder geht. Nur am Wochenende ist es meist oder auch mal den ganzen Tag ruhig.

Mehr oder weniger oft vorkommende 'Ausflüge' auf die Schießbahn, bei denen man mit ein bisschen Anstrengung und Glück eine Schützenschnur machen kann, und sei es nur, um - wie ich mit meiner silbernen - ein schönes Foto zu machen, das mit der Schnur ja schon recht protzig wirkt.
Auch Sonderurlaub oder andere Ehrungen sind nicht so schwierig, wenn man sich gut um seine Arbeit kümmert und sich ein bisschen anstrengt.

Trotz allem habe ich am 27. April 2000 meinen Bundeswehrdienst nach den vorgeschriebenen 10 Monaten abgeschlossen.